Sportvg Feuerbach Info 04/2023

18 Steht man einemKendoka gegenüber, ist man zunächst mächtig beeindruckt: Sein Gewand ist ganz schwarz oder dunkelblau, ein Gitter vor dem schwer aussehenden Helmverdeckt ein Groß- teil des Gesichts, dazu hat er einmeterlanges Schwert bei sich. Auf die Schnelle mag oft gar nicht erkennbar sein, ob sichMann oder Frau darunter befindet. Hinter all dem exotischen und mystischen Erscheinungsbild verbirgt sich die Sportart Kendo, die ihren Ursprung im Schwertkampf der japanischen Samurai hat und die zu einer der ältesten Budo-Künste in Japan zählt. Auch heute ist Japan noch die einzig typische Kendo- und IaidoNation weltweit. „Das moderne Kendo allerdings hat nur in Teilen einen realistischen Bezug zum Schwertkampf der Samurai. Aber gewisse Inhalte wie der respektvolle Umgang mit seinemTrainingspartner oder seinemGegner, die Etikette (Reiho), das hierarchische System zwischen Lehrer (Sensei) und Schüler sind auch inmodernen Zeiten ein wichtiger Bestandteil des Kendos,“ so Christian Metzger, der seit 2013 die Kendo-Abteilung der Sportvereinigung Feuerbach leitet. So entscheidet beispielweise der Trainer, wann man die bis zu sieben Kilo schwere Rüstung (Bogu) tragen darf. Disziplin ist auch in der Vorbereitung auf Training oder Kampf ge- fragt: Die Rüstung wird nämlich imSitzen angelegt und es gibt eine genaue Reihenfolge, wie Hakama und Gi (die traditionelle japanische Bein- und Oberbekleidung), Helm (Men), Handschuhe (Kote), Bauch- und Brustpanzer (Do) und Hüftschutz (Tare) angezogen werden müssen. Unverzichtbar ist natürlich das Bambusschwert (Shinai). Charakteristisch für das Kendo ist neben der Ausrüstung das martialische Schreien (Kiai) imKampf. In der Regel schreit der Kendoka den Begriff, worauf er mit seinemBambusschwert zielt – also ob er „Kote!“, „Men!“ oder „Do!“ treffenmöchte. Das Schreienwird vomTrainer sogar eingefordert, aber auch das muss erstmal gelernt werden. Denn ist man ehrlich, das laute Schreien kostet vor allemamAnfang die ein oder andere Überwindung. Das Schreien dient dazu, eine innere Anspannung aufzubauen und somit dem Schlag mehr Kraft zu verleihen. Der Unterschied zwischen Kendo und Iaido ist, dass beim Iaido festgelegte Kampfsituationen ohne Gegner mit einem Stahlschwert, einemKatana, und nicht mit einemBambusschwert, ausgeführt werden. Eine Rüstung ist beim Iaido daher auch nicht notwendig. BeimKendo geht es umden Kampf mit einem realen Gegner.“ Ziel imKampf ist es, einen ‚Ippon‘ zu erzielen und den Zweikampf damit sofort zu beenden. Mit einem richtigen Schwert wäre der Gegner dann kampfunfähig, aber natürlich nicht mit dem Shinai,“ erklärt Christian. Der 45-Jährige weiter: „Die drei Kampfrichter entscheidenmit einer Mehrheitsentscheidung über einen gültigen Treffer. Sie bewerten aber nicht nur den Kontakt des Schwerts mit der Trefferfläche, sondern auch weitere Faktoren wie die Entschlossenheit beimAngriff, den Gegner nach demAngriff unter Kontrolle zu halten, den korrekten Einsatz des ganzen Körpers beim Schlag und das Treffenmit der richtigen Stelle des Bambusschwerts, die der optiKENDO/IAIDO – MIT SCHWERTKAMPF DEN GEIST STÄRKEN SPORTVG FEUERBACH AKTIVE Die Deutschen Mannschaftsmeister 2023 mit den Sportvg-lern Adrian Reinbeck (1.v.r., oben) und Fabian Hess (1.v. r., unten), der auch Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2023 war. INFO-MAGAZIN 4-2023 Kampf zweier Kendoka in voller Ausrüstung

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