Sportvg Feuerbach Info 02/2025

Wie sich am besten außer Gefahr bringen? Übungen machten es anschaulich. Rebecca Menth – 4. Dan Ju-Jutsu und Frauenbeauftragte im Ju-Jutsu VerbandWürttemberg – ist inzwischen eine bekannte und gern gesehene Referentin bei uns. Sie bietet regelmäßig Landeslehrgänge zur Frauen-Selbstverteidigung bei der Sportvereinigung Feuerbach an. Diesmal war das Thema des Lehrgangs „Interview, Vorkonfliktanzeichen und Angriff. Bedeutung und Umsetzung in Rollenspielen“ und Rebecca hat ihn –wie gewohnt – sehr kreativ und anregend gestaltet. DasWort „Interview“ lässt uns an journalistische Kerntätigkeiten denken, bei welchen Personen gezielt Fragen zu einemThema gestellt werden. ImRahmen des Lehrgangs wurde jedoch eine gänzlich andere Bedeutung desWortes behandelt. So wie ein Journalist einen Interviewten befragt, spürt auch einTäter seinem „Opfer“ nach. Er stellt Fragen, beobachtet, starrt es an, macht belästigende Bemerkungen oder verhält sich auffällig. Er tastet sichmit anderenWorten ans Opfer heran und zeigt mehr oder weniger offensichtlich seine Absichten. Während die dahinter steckenden Absichten beim Interview noch verborgen seinmögen (schließlich könnte es sich ggf. um ein sehr ungeschicktes Kompliment handeln), weisen die Vorkonfliktzeichen eindeutig auf eine feindliche Grundhaltung hin. Der Täter hebt die Fäuste hoch, rempelt einen an oder zeigt sexuell belästigende Gesten. Zur Tat greift er jedoch richtig erst in der Angriffsphase. Die Angriffe können jede Formannehmen: Ohrfeige, „Umarmen“, am Handgelenk ziehen, Würgen, Kopfstoß oder zur Brust greifen. Wie bereits imTitel des Lehrgangs angekündigt, konnten die über 20Teilnehmerinnen dasVerhalten von „Tätern“ und „Opfern“ im Rahmen von Rollenspielen ausprobieren. Der „Täterinnen“ fiel es sichtbar schwer, ihr Gegenüber ohne jeglichen Grund zu beschimpfen oder anzugreifen. Die „Opfer“ konnten passende Reaktionen darauf einüben. Dabei ist das eigentliche Ziel, sich genug Zeit und eine Gelegenheit zu verschaffen, sich der Situation zu entziehen. Obman Drittpersonen anspricht, die eigene Stimme einsetzt, umDistanz zu verschaffen oder schlicht und ergreifend eine „Lücke“ nutzt oder entstehen lässt, umwegzurennen – hier gilt es einfach, Abstand zwischen sich und dem Täter bzw. denTätern zu schaffen. Dies kann uns bestenfalls be- reits in der ersten Phase gelingen, wennwir spüren, dass etwas nicht inOrdnung ist oder die Luft „geladen“ ist. Bei aggressiveren Personen oder bei einer Fehleinschätzung kann die Situation allerdings ziemlich schnell eskalieren. Hier darf Frau nicht zögern undmuss sich schnell einen Fluchtweg bahnen. Wir konnten kreative Lösungen entwickeln und einüben, auch für den Fall, wenn wir uns mit demRücken zurWand befinden oder wenn Hindernisse auf unserem Fluchtweg liegen. Es ging weniger darum, Selbstverteidigungstechniken einzusetzen, sondern vielmehr darum, entschieden und effektiv zu handeln, um sich außer Gefahr zu bringen. Selbstverständlich durften immer wieder „Täter“ und „Opfer“ die Rollen tauschen, umentsprechende Erfahrungen zumachen. ZumSchluss durften wir die aus früheren Frauen-Selbstverteidigungs-Lehrgängen bekannte Übung „die Gasse“ in einem neuen Kontext einsetzen: Anstatt uns imVerlauf der Gasse anzugreifen, haben wir uns gegenseitig bejubelt. Es ist schwer zu beschreiben, was diese imAlltag eher ungewohnte Erfahrung bewirkt. Sie stärkt, begeistert und gibt Mut. Man sollte diese Übung häufiger durchführen. Denn sie hinterlässt Spuren des Selbstvertrauens und des Stolzes in uns. | Dr. Iva Slavova-Rempfer FRAUEN-LEHRGANG DER GANZ BESONDEREN ART Die Teilnehmerinnen des Lehrgangs mit Referentin Rebecca Menth (vorne rechts) INFO-MAGAZIN 2-2025 SPORTVG FEUERBACH AKTIVE 21

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