Sie steht imSchulhof, auf demSpielplatz, in der Garage oder im heimischen Garten: die Tischtennisplatte. Oft ist sie Treffpunkt für Turniere im Familien- oder Freundeskreis. Bei alternativen Spielvarianten wie Mäxle oder Schwimmen wird auchmal um die grüne oder blaue Platte gerannt. Der Spaßfaktor ist jedenfalls hoch. Das Alter spielt dabei kaum eine Rolle! Die Ende des 19. Jahrhunderts in England entstandene Rückschlagsportart ist weit verbreitet. 164MillionenMitglieder zählt der Internationale Tischtennisbund, in Deutschland sind es über 550.000 Spielerinnen und Spieler, die aktiv imVerein tätig sind. Alleine der Bezirk Stuttgart zählt 40 Vereine. ImSpitzensport wird das Tischtennis von den Chinesinnen und Chinesen dominiert, Deutschland liegt unter den Top 3-Nationen. China zeigte bislang in der Dominanz nur kurze Schwächephasen. Ausgerechnet ein Deutscher nutzte so eine Situation mal aus und sorgte damit für einen kleinen Hype in Deutschland: Timo Boll. Timo Boll stand Anfang der 2000er an derWelt- spitze und schloss sich nicht nur aufgrund seiner außergewöhn- lichen sportlichen Leistungen ins Herz der Sportinteressierten. Der stets faire und bodenständige Boll schwärmt immer regelrecht vomTischtennis. KeinWunder, mit seinem für Spitzensportler hohen Alter von heute 44 Jahren, ist er selbst noch aktiv, hatte allerdings seine internationale Karriere nach den Olympischen Spielen in Paris letztes Jahr beendet. Doppelt so viel Spin als beimTennis Die Faszination amTischtennis liegt sicherlich auch für Boll am Spin und der Möglichkeit, diesen je nach Schlägerhaltung zu variieren. So beschreibt auf jeden Fall David Rieß seine Liebe zumTischtennis. Der 31-Jährige ist in der Abteilung Tischtennis der Sportvereinigung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Er erklärt weiter: „So genannte Unforced errors, also eigentlich vermeidbare Fehler, kommen inWahrheit oft zu Stande, weil der Gegner die Menge des Schnitts falsch einschätzt.“ Das richtige Augenmaß und die richtige Einschätzung des Balleffets zu haben, ist alles andere als leicht: Bis zu 200 Umdrehungen pro Sekunde sind bei dem40Millimeter großen und 2,7 Gramm schweren Plastikball möglich. BeimTennis ist in den Bällen nur halb so viel Spin drin. Besonders ist an der schnellsten Rückschlagsportart derWelt auch, dass die Spielerinnen und Spieler extrem schnell reagieren müssen; weitaus schneller als beim Squash oder beimBadmin- ton. Bis zu 170 Kilometer pro Stunde sind beimTischtennisball durchausmöglich. „Zwar ist ein gutes Stellungsspiel enormwich- tig, umdie Fehlerquote niedrig zu halten, aber einen kühlen Kopf zu behalten ist wesentlich“, erläutert David, der seit 2022 in der Sportvg Feuerbach spielt. ImDetail heißt das: „Besonders einige‚ Trainingsweltmeister‘ agieren im Punktspiel beispielsweise zu ängstlich, sie können dann den kühlen Kopf nicht mehr abrufen – undmachen dann die Fehler.“ TISCHTENNIS – SCHNELL, ACTIONREICH UND MANCHMAL UNKALKULIERBAR Erfolgreiche Jugend Dass es keine Frage des Alters ist, in heiklen Situationen die Ner- ven zu bewahren, zeigen die Aktiven. David schmunzelt, als er sich an zwei, drei Spiele erinnert: Damals ging die zweiteMann- schaft der Sportvg mit einemDurchschnittsalter von 21 Jahren an den Start, das gegnerische Sextett brachte es dagegen auf weit über 40 Jahre. „Ich binmit meinen 31 Jahren ab und an der älteste Aktive. Das spricht für das junge Alter vieler Spieler, gerade bei den Herren II und III,“ so der Deutsch- und Gemeinschaftskundelehrer an einer beruflichen Schule. Dass gerade so viele Aktive unter 30 Jahren in der Sportvg spielen, zeichnet die Abteilung aus. Die Fluktuation ist überschaubar. Diejenigen, die als Kinder und Jugendliche in Feuerbach an- gefangen haben, sind immer noch dabei. Mit der U19 ist sogar ein Team in der Verbandsoberliga, der höchstmöglichen Spielklasse, vertreten. Verantwortlich für den Erfolg ist besonders auch Oliver Seng, der diese so weit geführt hat. Aber auch die Herren I können stolz sein: Sie sind kurz davor, von der Bezirksliga in die Landesklasse aufzusteigen. Momentan gibt es fünf Herren- und sechs Jugendteams, insge- samt sind es in der 1947 gegründeten Tischtennis-Abteilung 70 aktive Spielerinnen und Spieler. Zahlen und Erfolge wachsen seit 2022 parallel. „Jedes Jahr wird die Abteilung größer und feiert mindestens zwei Aufstiege. Daher ist der letzte große Erfolg, die Entwicklung der letzten drei Jahre, gerade weil parallel viele Abteilungen oder Vereine schrumpfen“, resümiert David Rieß die letzten Jahre. Ein Phänomen ist bislang, warum sowenige FrauenTischtennis imVerein spielen. Zwar kommen zwei Frauen regelmäßig ins Training, aber ein Teamgibt es nicht. Fragt man David nach dem Grund, hat er auch keine Erklärung: „Die genauen Gründe sind uns unklar, aber imTischtennis gibt es seit Jahrzehnten einen deutlichenMännerüberschuss in allen Teilen Deutschlands. Das darf sich gerne ändern!“ Vom Schnuppern und Trainieren Bis zu viermal proWoche wird an den 76 Zentimeter hohen Tischtennisplatten-Tischen gespielt, wobei die Haupttrainingstage dienstags undmittwochs in der Hugo-Kunzi-Halle sind. Eine typische Trainingseinheit sieht das 10- bis 15-minütige systematische Einspielen über Vorhand sowie Rückhand vor. Dann folgen bei vielen Aktiven noch etwa 45 Minuten abge- stimmte Übungen, die beispielsweise die Laufbewegungen oder aber auch konkrete Schläge verbessern sollen. In der zweiten Hälfte werden oft zwei, drei Matches gespielt. Dabei sind Spielerwechsel wichtig, umbesser zuwerden. Schließlich spielt jeder Aktive ein etwas anderes System. Besondere Voraussetzungen sind für das Spiel an der 1,525 Meter breiten und 2,74 langen Tischtennisplatte nicht nötig: Spaß amBallspielen, eine gewisse Feinmotorik, die Lust, besser zu werden und ein regelmäßiger Trainingsbesuch, reichen zum Schnuppern – auch gern schon für Grundschulkinder – aus. Schon gewusst? ● Tischtennisspieler sind die schlauesten Sportler! Im Rahmen einer Studie des Zentrums für Gesundheit (ZfG) der Deutschen Sporthochschule Köln wurde die schulische Leistungsfähigkeit von verschiedenen Sportlern untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Tischtennisspieler „schlauer“ sind als andere Sportler. ● Während die deutschen Tischtennis-Profis hierzulande ein ruhiges Leben führen können, sind sie in China, Japan und Korea große Stars und können nicht unge- stört auf den Straßen Asiens flanieren. ● Der längste Ballwechsel aller Zeiten dauerte 8 Stunden, 34 Minuten und 29 Sekunden und wurde 2009 von Koji Matsushida und Hiroshi Kamura-Kittenberger gespielt. Durch den Schnitt des Tischtennis-Balls wird das Spiel komplexer und schwieriger, aber auch sehr viel interessanter. Im Bild: Paul Baklatsch (links), Santino Santaniello (rechts). Kontakt: David Rieß (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit) Santino Santaniello (Abteilungsleiter) https://tt-feuerbach.de/ Wartelisten gibt es zwar noch nicht, aber das kann sich bald schon ändern. Denn dass alle eine Menge Spaß in undmit der Abteilung haben, beweisen die zweimal pro Jahr stattfindenden Feste oder auchmal ein dieses Jahr noch anstehendes Trainingslager amBundesliga-Stützpunkt Grenzau in Rheinland-Pfalz. Die aktuelle Mannschaft der Herren III mit Oliver Seng, Paul Baklatsch, Luca Naumann, David Rieß, Vassili Pustovarov und Marc Bossert (v.l.n.r.). INFO-MAGAZIN 1-2025 INFO-MAGAZIN 1-2025 SPORTVG FEUERBACH AKTIVE SPORTVG FEUERBACH AKTIVE 14 15
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