Sportvg Feuerbach Info 04/2022

16 Es gibt jede Menge Kampfsportarten, die hier schon teilweise in der Rubrik Wer? Wie? Was? vorgestellt wurden. Wer sich genauer mit der Thematik beschäftigt, erkennt schnell die Unterschiede zwischen ihnen: Manche Kampfsportarten sind härter als andere, manche sind traditionsreicher, manche erfordern mehr Beweglichkeit als andere – für jede und jeden scheint es inzwischen eine passende Kampfsportart zu geben. Das war aber nicht immer so… Denn 1967 suchte das Bundesinnenministerium für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte ein effektives, stiloffenes und stilübergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung. Da keine bis dahin bekannte Kampfsportart seine Anforde- rungen erfüllte, beauftragte es kurzerhand mehrere DanTräger aus verschiedenen Kampfkünsten, die geeignetsten Techniken zu nehmen und in einer neuen Kunst zu vereinen. So entstand Ende der 1960er-Jahre die relativ junge und moderne Art der Selbstverteidigung aus den verschiedenen Techniken des Judos, des Aikidos und des Karates: das Ju- Jutsu. 30 Jahre später wurden dann auch Elemente aus dem Kick- und Thaiboxen, dem Ringen und den chinesischen und philippinischen Kampfkünsten eingeführt. Bei der Sportvereinigung Feuerbach gab es zu diesem Zeitpunkt längst eine Judo-Abteilung. Ende der 1980er Jahre kamGert Lau, der beim Ju-Jutsu-Mitbegründer Vlado Schmitt gelernt hatte, nach Feuerbach und bot Ju-Jutsu als Ergänzung zum bestehenden Judo an. Schon Mitte der 1990er-Jahre übernahmen Thomas und Gabi Grau die etwa 25 Personen große Abteilung und beide stehen ihr heute noch gemeinsam vor. In ganz Stuttgart gibt es nur zwei Ju-Jutsu-Abteilungen, in der Region noch weitere neun. Deutschlandweit gibt es etwa 900 Vereine mit insgesamt 44.000 Sportlern. Thomas Grau bezeichnet die Sportart zwar wegen ihrer geringen Anzahl an Aktiven als „exotisch“, trotzdem zählt Deutschland zu den großen Ju-Jutsu-Nationen. Auch die Niederlande und Frankreich gehören dazu. Es gibt diverse Stilrichtungen: beispielsweise das Jiu-Jitsu, das im Gegensatz zum Ju-Jutsu, die Traditionen wahrt und die klassische Form der Selbstverteidigung ist, das Brazilian Jiu-Jitsu, das vor allem in Bodenlage praktiziert wird oder das Hanbo-Jitsu, das sich aus den zahlreichen Stocktechniken des Ju-Jutsu mit einem etwa 80 Zentimeter langen Stock entwickelt und sich inzwischen zu einer eigenen Sportart ge- mausert hat. Das Handy als Verteidigungsmittel Was neben den Kombinationen aus verschiedenen Kampfsportarten das Ju-Jutsu auch ausmacht, ist die Selbstverteidi- gung mit Hilfe von Gegenständen. Das kann ein Stock sein – oder eben mal ein Regenschirm oder eine Handtasche. „Selbst mit einem Handy kann ein Angreifer außer Gefecht gesetzt werden. Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten anwendbar“, so der 61-jährige Thomas Grau. Verbindet man die Techniken dann miteinander, können so alle möglichen Angriffe als echte Selbstverteidigung genutzt werden. „Bestehende Konzepte werden kontinuierlich erweitert und optimiert, ohne sich an die Einschränkungen bestimmter Stile oder Philosophien zu halten“, erläutert Thomas, der hauptberuflich als Diplom-Ingenieur für Verkehrswesen arbeitet, die Faszination an der noch recht jungen Sportart. „Deshalb kann man die Ju-Jutsuka auch als die Zehnkämpfer des Kampfsports bezeichnen“, so Grau weiter. Kurse für verschiedene Zielgruppen Egal ob klein, groß, jung oder alt, Ju-Jutsu ist für jeden geeignet, da jeder sich auf für ihn geeignete Techniken spezialisieren kann. Die Abteilung kann deswegen auch spezielle Kurse für Frauen oder Senioren anbieten. Seit vielen Jahren gibt es auch schon gemeinsame Trainingseinheiten mit Bewohnern des Behindertenzentrums bhz Stuttgart (siehe dazu auch Artikel „Abteilung Ju-Jutsu beim Sport- und Familientag des JU-JUTSU – DIE MODERNE ART DER SELBSTVERTEIDIGUNG SPORTVG FEUERBACH AKTIVE INFO-MAGAZIN 4-2022 Trainiert wird mit einem Partner, nicht mit einem Gegner.

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