Sportvg Feuerbach Info 01/2021

18 Ob mit Holzstöcken, Papierrollen, Lichtschwertern oder Piratensäbeln – jeder hat zumindest als Kind schon selbst gefochten. Oft sind Duelle in Filmen oder Serien wie bei- spielsweise Star Wars, die drei Musketiere oder Robin Hood der Grund dafür, dass Kinder und Jugendliche mit dem Sport anfangen. Dabei ist das Fechten so alt wie kaum eine andere Sportart. Bereits in der Antike streiften sich die Menschen einen Handschutz über und traten in Schwert- und Säbelkämpfen gegeneinander an. Die Attraktivität am Fechten liegt nicht nur daran, dass man dem Gegner im Kampf direkt gegenüber steht. Es liegt viel- mehr an der Schnelligkeit und am Unberechenbaren. „Man nimmt sich etwas vor, eine bestimmte Aktion, der Gegner reagiert aber oft anders als erwartet und es entsteht in Sekundenbruchteilen eine neue Situation.“, so Jörg Baum- gärtner. Er ist Abteilungsleiter der Fechter und schon seit fast vierzig Jahren ehrenamtlich in der Abteilung aktiv. In der Regel dauert ein Gefecht maximal drei Minuten. Das klingt nicht viel, aber es reicht, um danach schweißgebadet zu sein. Der Spruch einer Spitzenfechterin „Fechten ist wie Boxen auf dem Schachbrett“ bringt die Mischung aus Hoch- konzentration, körperlicher Fitness und Schnelligkeit auf den Punkt. „Die Beine müssen schnell und automatisch die richtige Mensur, also den Abstand zwischen den Fechtern, einstellen. Sonst läuft man direkt in die Klinge des Gegners und erhält den Treffer“, erläutert Jörg Baumgärtner. Und weiter: „Der Kopf muss sich mit der aktuellen oder schon der nächsten Aktion beschäftigen. Auch Arm und Klinge funktionieren bei einem sehr guten Fechter automatisiert. Nur so ist die rasante Umsetzung von visuellen Informatio- nen in motorische Aktion möglich.“ Es ist der blitzschnelle und stetige Wechsel von Planen, Handeln, Beobachten und Reagieren, der die Faszination Fechten ausmacht. Die Fein- motorik spielt neben der Reaktionsfähigkeit außerdem eine wichtige Rolle, da nur schnelle und kleine Bewegungen sichere und genaue Treffer ermöglichen. Speziell sind beim Fechten die Ausrüstung und die Schutz- kleidung. Von der Haarspitze bis zum Zehen ist der Fechter vor den ohnehin stumpfen Waffen geschützt. Die Schutz- kleidung enthält außerdem noch Kevlar, das man auch in kugelsicheren Westen findet. Die Fechtmaske besteht mit ihrem Drahtgitter aus Stahl und muss 1.600 Newton aus- halten. „Fechten ist sicher. Verstauchungen und ähnliche sporttypische Blessuren kommen natürlich mal vor, im Ver- gleich zu Ballsportarten aber weitaus seltener“, stuft Jörg Baumgärtner das Verletzungsrisiko ein. Wer das Fechten professionell und viele Jahre betreibt, hat natürlich seine eigene Ausrüstung. „Ganz so teuer wie eine komplette Ski- ausrüstung ist sie aber auf keinen Fall“, so der Abteilungs- leiter. Einzigartig beim Fechten sind dieWaffen. Die Stoßwaffen Degen (700 Gramm, 110 Zentimeter) und Florett (500 Gramm, 110 Zentimeter) sowie die Hieb- und Stoßwaffe Säbel (500 Gramm, 105 Zentimeter) unterscheiden sich aber nicht nur in Gewicht und Form. Je nach Waffe sind andere Bewegungsabläufe und Reaktionsweisen seitens des Fechters erforderlich. Außerdem sind die Trefferflächen nicht die gleichen und die Treffer werden unterschiedlich gezählt. Fechter spezialisieren sich daher meistens auf eine, höchsten zwei, Waffen. Auch Fechtabteilungen und -vereine konzentrieren sich zunehmend auf eine Waffen- gattung, so auch die Fechter in der Sportvg Feuerbach. „Wir sind keine große Abteilung. Damit im Training aus- reichend Gegner und Trainer da sind, um den Material- und damit Kostenaufwand zu minimieren, und um die Anzahl an Turnieren an den Wochenenden zu begrenzen, mussten wir uns für eine Waffengattung entscheiden. Und das war der Degen.“, begründen die Trainer die Entscheidung. FECHTEN – EIN SCHNELLER UND UNBERECHENBARER KAMPFSPORT SPORTVG FEUERBACH AKTIVE INFO-MAGAZIN 1-2021 Ausflug an Himmelfahrt Sportvg-Fechterin Kristin Haas (links) im Gefecht

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