Sportvg Feuerbach Info 03/2018

49 Abteilung Turnen Turner auf den Spuren von Hermann Hesse Von Reinhold Käpplinger „Zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapur habe ich manch hübsche Stadt gesehen, Städte am Meer und Städte hoch auf den Bergen, und aus manchen Brunnen habe ich als Pilger einen Trunk getan, aus dem mir später das süße Gift des Heimwehs wurde. Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen.“ Hermann Hesse (1877 – 1962) im Jahre 1918 über seine geliebte Vaterstadt Calw Am letzten sonnigen Tag vor den Eisheili­ gen reiste eine Gruppe von 26 Mitgliedern und Freunden im Rahmen des Kulturpro­ grammes der Turnabteilung, angeführt von Reinhold Käpplinger, mit S-Bahn und Bus über Weil der Stadt nach Calw. Nach dem Mittagessen holte Herr Tauber, ein sehr angenehmer Stadtführer, die Gruppe zu einem anderthalbstündigen Stadtrund­ gang ab. Dem Dichter Hermann Hesse ist es zu verdanken, dass Charme und Schön­ heit des Schwarzwaldstädtchens Calw in die Literatur eingegangen und zu Welt­ ruhm gelangt sind. Wer heute auf den Spuren des „Steppenwolf“ durch die Gassen geht, findet vieles noch so, wie es der junge Hesse gesehen und verinnerlicht hat. Könnte jener noch einmal in das heutige Calw zurückkehren, würde er eine fast fünfmal so große, moderne Stadt entdecken, in der sich vieles geändert hat. Das Wahrzeichen ist die älteste Steinbrücke über die Nagold mit der beeindruckenden gotischen Kapelle des St. Nikolaus auf dem Mittelpfeiler; sie wurde um 1400 erbaut, 1863/64 und 1926 erneuert. Die lebensgroße Hermann-Hesse-Bronze-Statue wurde zum 125-jährigen Geburtstag Hesses im Jahr 2002 auf der Brücke aufgestellt. Die Geschichte und Geschicke der 1075 urkundlich erstmals erwähnten Stadt sind geprägt von ihrer Lage am Fluss. Eingezwängt in das enge Nagold-Tal, mussten sich die Calwer schon immer etwas einfallen las- sen. Landwirtschaft war und ist bis heute kaum möglich, also besann sich die Bevöl­ kerung im Mittelalter auf Handwerk und Handel. Begünstigt von der verkehrsgüns­ tigen Lage am Wasser und geprägt von protestantischer Arbeitsethik waren die Calwer darin über Jahrhunderte so erfolg- reich, dass das Städtchen an der Nagold mit Holz- und Salzhandel sowie Textilher­ stellung („Calwer Compagnie“) zeitweilig zum bedeutendsten Wirtschaftszentrum Württembergs aufstieg – im 17. Jahrhundert gar halb so groß wie Stuttgart und so finanzkräftig, dass man den herzoglichen Hof mit Geld versorgte. Diese wirtschaftli- chen Glanzzeiten sind freilich lange vorbei. Geblieben ist eine malerische Fachwerk­ stadt mit über 200 denkmalgeschützten Häusern. Nach der Stadtführung bestand Gelegen­ heit, das 1990 eröffnete Hermann-Hesse- Museum im historischen Stadtpalais „Haus Schüz“ zu besuchen. In neun Räumen im 2. Obergeschoss werden das Leben, das Werk und auch die weltweite Wirkung des Literaturnobelpreisträgers von 1946 ge­ zeigt. Ein heller Raum ist ganz Hesses Tessiner Wahlheimat gewidmet. Dem Ort Montagnola, der geliebten Aquarellmalerei, seiner ausgleichenden Arbeit im Garten sowie der Entstehungsgeschichte des „Siddharta“. Mit einer individuellen Kaffeestunde oder einem Stadtbummel beendeten die Turner ihren interessanten und entspannten Aus­ flug nach Calw. Das Kulturprogramm der Turner führte die Teilnehmer nach Calw.

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