Sportvg Feuerbach Info 02/2017

42 Abteilung Turnen Turnabteilung besuchte das Kernkraftwerk in Philippsburg Von Werner Krug Ich war mir anfänglich nicht sicher, ob sich genügend Interessenten finden werden, die ein Kernkraftwerk (KKW) betreten möchten. Nachdem die Einladungen im Vitadrom auslagen, war in kürzester Zeit die Anmeldeliste mit 49 Teilnehmern voll. Am 12. April ging es mit dem Bus über Karlsruhe nach Philippsburg. Die Vorkeh­ rungen um das KKW Gelände, der streng kontrollierte Eingangsbereich, die Beton Barrieren um das Reaktorgebäude zeigen die hohen Sicherheitsvorkehrungen seitens der EnBW. Empfangen und begrüßt wurden wir von Frau Menzel von der EnBW. Im Eingangs­ bereich des Infocenter war u.a. ein aufge- schnittenes Brennstabmodul zu sehen oder Modelle von den unterschiedlichen Reaktor­ typen, sowie viele weitere Anschauungs­ projekte rund um die Materie Kernenergie. Frau Menzel brachte uns in verständlicher Form das KKW Philippsburg näher. Die vielen Fragen, die an sie gestellt wur- den, sind verständnisvoll im gegenseitigen Dialog beantwortet worden. Auf der Rhein­ schanzinsel wurde das KKW Philippsburg erbaut. Von 1970-79 als erste Ausbaustufe ein 926MW Siedewasserreaktor (KKP1), von 1977–84 ein weiterer Reaktor mit 1468MW als Druckwasserreaktor (KKP2). Die Kraft­ werke wurden nach dem jeweils neuesten Stand von Wissenschaft und Technik von Siemens gebaut. KKP 1 ist bereits außer Betrieb, KKW 2 wird 2019 vom Netz gehen. Interessant waren die unterschiedlichen Verfahrenstechniken zwischen den KKP1 und KKP2 Kernreaktoren. Durch eine Kamera Liveschaltung konnten wir direkt in das Reaktorgebäude einsehen. Die Gebäude selbst sind Hochsicherheitsbauten. Der Druckwasserreaktor besteht aus 193 Brenn­ elementen, jährlich werden 1/4 der Brenn­ elemente durch neue ersetzt. Die Einlage­ rung der abgebrannten Brennstäbe erfolgt in Castorbehältern und werden vorläufig im Brennelemente Lager vor Ort eingela- gert. Die Bundesregierung muss geeignete Endlagerungsstätten bereitstellen. Es gibt eine Verordnung die im Bereich Reaktor, Maschinenhaus, Strahlung, Abluft usw. strengsten kontrolliert wird. Sollte eine Störung auftreten, wird durch das Reaktor­ schutzsystem der Reaktor innerhalb von 2 sec. abgeschaltet. Bei der Kernspaltung im Reaktordruckbehälter entsteht eine sehr hohe Temperatur, über Kühlmittel­ pumpen wird Wasser zur Kühlung an den Brennelementen vorbeigeleitet das Wasser erhitzt sich auf 320°C, es entsteht ein Dampfdruck von 158 Bar. Die Kühlmittel­ pumpen fördern stündlich 68.000 t Wasser um die Brennelemente. Dimension des Reaktorruckbehälters: Höhe 11,6m, Durch­ messer 5,0m, Wandstärke 250mm, Uran­ füllung 103 t. Gesamtgewicht 500 t. Das aus dem Reaktordruckbehälter kom- mende heiße Wasser wird in mehreren hintereinander geschalteten Verdampfern verdampft, der Dampf strömt mit einem Druck von 65bar zu den Hochdruckturbinen. Diese Turbinen treiben den Generator mit einer Leistung von 1.458MW an. Ein Transformator transformiert die Span­ nung von 27.000V auf 380.000V hoch. Um den Abdampf der Turbine in Wasser zurück zu verwandeln, werden ca. 60qm/sec. Frischwasser aus dem Rhein entnommen. Nach der Präsentation ging es zum 152m hohen Naturzug-Nasskühlturm. Gigantisch war es vor dem Turm zu stehen, der Basis­ durchmesser beträgt 124m. Aufgeteilt in zwei Gruppen ging es 15m hinauf ins Innere des Turms. Der Turm hat die Aufgabe das heiße Wasser abzukühlen bevor es in den Rhein bzw. in die Anlage zurück geleitet wird. Die Aufwärmung des Rheins durch den Rückfluss liegt unter 1% der natürlichen Temperaturschwankungen. Zu sehen, die Vielzahl von Tropfenabschei­ dern, der natürliche aufsteigende Luftstrom im Turm kühlt das vom Wasserzulauf kom- mende heiße Wasser und schlägt sich an den Tropfabscheidern nieder. Der Wasser­ dampf entweicht durch den Kühlturmschlot, das zurück gewonnene Wasser geht wieder in die Anlage zurück. Nach drei Stunden endete die hoch interessante Veranstaltung. Alle Teilnehmer kamen ohne Strahlungs­ schäden wieder gut zu Hause an.

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