Seite 9 - Sportvg Feuerbach 01-2012

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Sportvg
Feuerbach
„Mehr Bewegung für mehr
Kinder“
Von Katrin Lebherz
Die Sportvereinigung Feuerbach möchte
eine lizenzierte Ballschule auf den Weg
bringen. Thorsten Damm von der
Ballschule Heidelberg informierte daher
die Interessierten der Sportvg bei der
Delegiertenversammlung Ende Juni über
Ziele und Inhalte der Ballschule. Katrin
Lebherz sprach mit dem Sportwissen-
schaftler über die Ballschule.
Herr Damm, Sie betreiben die Ballschule
Heidelberg bereits mit großem Erfolg. An
wen genau richtet sich Ihr Angebot und
welchen Ansatz verfolgen Sie dabei?
Das Angebot der Ballschule Heidelberg
richtet sich an Kinder über alle Altersstufen
hinweg, also von der Babyballschule, über
das Kindergartenprojekt bis hin zur klas-
sischen Ballschule im Grundschulalter.
Darüber hinaus sprechen wir mit Projekten
auch immer wieder neue Gruppen an,
wie das in der Vergangenheit mit ADHS-
Kindern, behinderten und adipösen Kindern
bereits der Fall war. Das Motto, das wir
verfolgen ist einfach: Mehr Bewegung für
mehr Kinder. Der Nachwuchs von heute
bewegt sich zu wenig, obwohl mehr Kinder
als jemals zuvor in
Vereinen angemeldet
sind. Früher haben die
Kinder das Spielen auf
der Straße gelernt und
sind dann in einen
Verein gegangen, um
ihrer Sportart nachzu-
gehen. Heute gehen
die Kinder in einen Verein bevor sie spielen
können, weshalb die Ballschule diese
Straßenspielkultur in den Verein bringen
möchte.
Handball, Basketball, Fußball oder
Volleyball – die Kinder sollen somit in der
Breite ausgebildet werden. Treffen Sie auch
immer wieder auf Kritiker, die bemängeln,
die Kinder lernen in der Ballschule alles ein
bisschen, aber nichts richtig?
Es geht gerade nicht darum, überall mal ein
bisschen reinzuschnuppern. Es geht darum,
Kindern Fähigkeiten und Fertigkeiten zu
vermitteln, die sie auf viele Sportarten
vorbereiten. Gerade das Kindesalter wird
oft als goldenes Lernalter für bestimmte
Sachen – und besonders eben die Koordi-
nation – bezeichnet. Man muss wissen,
dass 80 Prozent des koordinativen End-
leistungsniveaus bereits nach dem Grund-
schulalter festgelegt sind. Das sind Anforde-
rungen, denen ein sportartspezifisches
Training gar nicht gerecht werden kann.
Welche Resonanz bei Kindern und Eltern
haben Sie festgestellt und wie geht es ab
einem bestimmten Alter weiter? Werden
die Kinder dann an die verschiedenen
Abteilungen im Verein weiter empfohlen?
Die Ballschule erfreut sich sehr großer
Resonanz, was die deutschlandweite und
zum Teil internationale Verbreitung unter-
streicht. Das Ziel der Ballschule ist es,
Kinder an verschiedene Sportarten heran-
zuführen, bevor sich das Kind dann für eine
entscheidet. Hierfür gibt es verschiedene
Modelle: Manche Vereine bieten eine allge-
meine Ballschule an, um Kinder zum Sport
zu bringen, die sich noch nicht für eine
bestimmte Sportart begeistert haben. Über
Schnupperangebote können die Kinder
dann ihre Vorliebe entdecken. Einige
Vereine integrieren Ballschulelemente in
ein abwechslungsreiches sportartspezi-
fisches Training, um die Kinder in der oben
angesprochenen koordinativen Hinsicht zu
fördern.
Muss die Ballschule als Konkurrenz zu
bereits bestehenden Angebote bei der
Sportvg gesehen werden?
Soweit ich es als Außenstehender beur-
teilen kann, läuft bei der Sportvg als
Stuttgarter Großverein schon sehr viel und
man ist sich seit langem auch der Thematik
der Bewegungsarmut bei Kindern bewusst.
Sowohl die Abteilungen als auch die be-
reits bestehende Kindersportschule stellen
sich dieser Problematik und bieten hier
ein breites und vielfältiges Angebot an.
Die neue Ballschule kann hier als wirklich
sinnvolle Ergänzung und als eine Art
„Marktlücke“ verstanden werden – nicht
als Konkurrenz. Vielmehr bereichert dieses
zusätzliche Angebot ja die noch einmal
zusätzlich die Vielfalt des Vereins und
spricht unter Umständen auch eine andere
Zielgruppe an.
Welche Tipps und Hilfestellungen können
Sie der Sportvereinigung mit auf den Weg
geben?
Aus Vereinssicht gibt es etliche Möglich-
keiten, den Ballschulgedanken zu verfol-
gen. Man kann das Vereinsangebot erwei-
tern und dadurch evtl. neue Mitglieder
gewinnen oder die Qualität des sportart-
spezifischen Trainings erhöhen. Gerade
über Spielfeste und Talent-Tage kann der
Verein sich der Öffentlichkeit präsentieren
und noch enger zusammenwachsen.
Vielen Dank für das Gespräch.